FARBE AUS PILZEN

Das Künstlerkollektiv Ronald Rigo, Theresa Dittus und Leeroy Begle, das sich seit geraumer Zeit die Zwischennutzung leerstehender Objekte in der Bodenseeregion zur Aufgabe macht, erregt vermehrt das Interesse heimischer Medien und Kulturtreibenden.

 Oft sitzt die Gemeinschaft in ihrem mittlerweile zweiten Zwischennutzungsprojekt in Vorarlberg, der alten Elektra Bregenz, zusammen – sie teilen Zeit sowie Ideen und befruchten sich gegenseitig in ihrem schöpferischen Prozess.

 Doch die Künstler wissen, dass Kunst nicht allein als Selbstzweck existieren kann, sondern wollen viel mehr den Blick -durch die Montage kreativer Stützräder an der Wahrnehmungsfähigkeit- hin zur Reflexion unserer Konsumgewohnheiten und zur Wiedereingliederung des Menschen in seine Umwelt leiten.

Die Rückbesinnung auf die Natur ist auch in den Werkstoffen und Motiven, die dabei Verwendung finden, zu erkennen. So hat das Kollektiv unlängst damit begonnen ihre eigenen -aus Pilzen gewonnenen- Farben herzustellen und verwendete diese bereits in diversen Bildern.

Inspiriert wurde die Herangehensweise von der Vergangenheit, als der Mensch sich die Natur noch nicht vollends Untertan gemacht hatte – den Zeiten der steinzeitlichen Höhlenmalerei.

So entstanden aus diesen Farben -primär aus Holzpilzen extrahiert- Malereien, die nicht ohne Grund an jene geschichtlichen Malereien, wie man sie beispielsweise in den Höhlen von Lascaux fand, erinnern.

Denn auch dort wurden bereits Farbtöne aus natürlichen Materialien gewonnen und verwendet, um Wahrnehmungen mittels Zeichnungen für die Nachwelt festzuhalten.

Bislang ließen sich grüne, blaue und braune Töne herstellen, aber die Gruppe arbeitet mit Eifer an der Extraktion weiterer Farbtöne und interessiert sich natürlich auch für andere Anwendungsgebiete innerhalb derer die Lebensform Pilz uns weiterhelfen könnte/kann.

Keine neue Idee also, aber manchmal muss man in die Vergangenheit blicken, um umfassender einordnen zu können. Fortschritt ist nicht immer linear. Wer aus der Geschichte lernen will, ist gut beraten zu abstrahieren – erkennen welche Bausteine uns langfristig nach vorne bringen und welche nur kurzfristig helfen oder auf Dauer mehr schaden als nutzen.

Fehlentwicklungen benötigten in ihrer Entstehung allerdings, wie alle Prozesse, Energie, daher sollten diese nie bedauert oder restituiert, sondern nüchtern benannt und resorbiert werden – nur so kann wissenschaftlich verbrannte Erde (Fake News, alternative facts) wieder urbar gemacht werden.

Eine Heuristik, welche besonders in Zeiten der fossilen Brennstoffabhängigkeit, die den Antagonisten/Endgegner zukünftiger Generationen darstellt, essenziell ist, um nicht an Zukunftsängsten zu verzweifeln und weiterhin handlungsfähig zu bleiben.

Der Pilz ist gerade dahingehend Vorbild, da er ein höchst effizienter Energie-Umwandler ist und nichts verkommen lässt:
Pilze, die Blaupausen der Zukunft!

Autor

Aaron Hiebeler | Aaron.Hiebeler@gmx.at